Großsachsenheim
Der größte Stadtteil Sachsenheims
In seiner Blütezeit unter den Herren von Sachsenheim verlieh König Maximilian I. Großsachsenheim 1495 das Stadtrecht. Im Jahr 1090 war der Ort erstmals in einer Urkunde erwähnt worden. Mit dem Stadtrecht bekam die Gemeinde das Recht, Märkte abzuhalten: Noch heute findet jedes Jahr am 21. September ein Krämermarkt in Großsachsenheim statt.
Die Herren von Sachsenheim, die ihren Stammsitz vermutlich auf der Burg Altsachsenheim (Untermberg) hatten, erbauten um 1400 im Ort das Sachsenheimer Wasserschloß. 1542 brannten das Schloß und ein Teil der Stadt ab. Glaubt man einer alten Sage, soll der Sachsenheimer Schloßgeist dabei seine Finger im Spiel gehabt haben - das Klopferle.
Nach dem Aussterben des Ortsadels fiel Großsachsenheim 1561 an Württemberg und wurde Amtsstadt, 1657 sogar Oberamtsstadt. Das Amt umfasste außer Großsachsenheim noch die Gemeinden Kleinsachsenheim, Metterzimmern, einen Teil von Sersheim und Untermberg.
Obwohl Ort und Schloß im Dreißigjährigen Krieg von größerer Plünderung verschont blieben - Pfarrer Friedrich Kies hatte marodierende Söldner mit 300 Litern Wein davon abgehalten - hatten die Bewohner unter dem Krieg und den ihn begleitenden Seuchen zu leiden. Acht Jahre nach dem Krieg lebten halb so viele Menschen im Ort wie vorher. Die Erbfolgekriege Ende des Jahrhunderts setzten den Menschen weiter zu. Bald wurde die Stadt nur noch als Dorf oder Flecken bezeichnet, so dass man sich 1747 gezwungen sah, die Landesherrschaft um "gnädigste Beibehaltung der wohlhergebrachten Stadtgerechtigkeit" zu bitten.
Die beiden Mittelpunkte des Ortes, in dem zu diesem Zeitpunkt wieder etwa 110 Familien lebten, waren die Bereiche um Schloß und Kirche. Den Schloßbezirk, die "Herrschaft", betrat man durch ein befestigtes Tor, das von den Schloßtorwächtern gehütet wurde. Der äußere Schloßhof war links und rechts von großen Wohn- und Wirtschaftsgebäuden umgeben. Eine Zugbrücke führte über den inneren Schloßgraben zum Haupttor des Schlosses.
Landwirtschaft, Viehzucht und Handwerk bestimmten das Leben der Menschen im Ort, die aber von Missernten und Hungerjahren immer wieder gebeutelt wurden. Bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts begannen Auswanderungen in größerem Umfang, viele suchten in Russland ein besseres Auskommen. Im 19. Jahrhundert, besonders seit der Hungerkatastrophe von 1816/17, setzte eine Auswanderungswelle ein. Amerika wurde für viele Großsachsenheimer zum Land der Hoffnungen und Träume.
Die Situation in der Stadt besserte sich mit dem Bau der Eisenbahn 1853 - das brachte Verdienstmöglichkeiten und allmählich hielt auch die Industrialisierung ihren Einzug in Großsachsenheim. 1872 verlegte Hermann Haag seine 1866 in Ludwigsburg gegründete Bandweberei nach Großsachsenheim; 1907 erbaute Gustav Frick eine Holzwarenfabrik.
Die 1908 in Großsachsenheim gegründete erste Landfrauenschule Württembergs brachte auch jungen Frauen die Chance auf eine qualifiziertere Ausbildung.
Einschneidend waren die Veränderungen nach dem Zweiten Weltkrieg: Mit dem Zuzug von Heimatvertriebenen vergrößerte sich die Einwohnerzahl erheblich.
Nach dem Zusammenschluss Großsachsenheims mit Kleinsachsenheim 1971 und mit den Kirbachtalgemeinden Hohenhaslach, Spielberg, Ochsenbach und Häfnerhaslach 1973 entwickelte sich die Stadt Sachsenheim zu einer lebendigen Stadt am Rande des Großraums Stuttgart.